Franz Rosenbach

Foto von Franz Rosenbach
Franz Rosenbach in Dessau,
2007

Franz Rosenbach wurde 1927 in Horatitz (tschechisch Horetice) als viertes Kind der Sintezza Cäcilia Rosenbach und des Sinto Franz Hermann Rosenbach geboren. Kurz nach seiner Geburt trennten sich die Eltern.

Mit seiner Mutter und dem Ziehvater Anton Bernhard wuchs Franz Rosenbach in Österreich auf. Er besuchte die Schule in Döllersheim, wo er viele Freunde hatte. Als der junge Sinto vom Schulbesuch ausgeschlossen wurde, besuchten ihn diese Freunde zu Hause und zeigten, was sie in der Schule gelernt hatten.

Nach der Verhaftung des Ziehvaters Anfang 1943 zog Cäcilia Rosenbach mit ihrem Sohn nach Groß-Siegharts, wo Verwandte lebten, um. Franz Rosenbach arbeitete bei der Bahn, wo ihm nach einem halben Jahr im Gleisbau eine Lehre in Aussicht gestellt wurde.

Mitte Dezember 1942 hatte Heinrich Himmler ein Gesetz, heute als "Auschwitz-Erlass" bezeichnet, verfügt, das die familienweise Deportation aller "Zigeuner" nach Auschwitz-Birkenau veranlasste. Franz Rosenbach wurde an seinem Arbeitsplatz verhaftet und zum Polizeigefängnis Groß-Siegharts gebracht, wo bereits seine Mutter, sowie Onkel und Tante mit sechs Kindern in einer Zelle saßen. Nach wenigen Tagen ins Gefängnis nach Wien überstellt, wurde die Familie Ende Januar 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Dort schlug ihn bereits während der Aufnahmeprozedur ein SS-Mann mit einem Gewehrkolben auf den Kopf, als der Sechzehnjährige den abgeschnittenen Haarzopf der Mutter aufhob. Im "Zigeunerlager" Auschwitz-Birkenau begegnete er, der die Häftlingsnummer Z 9264 eintätowiert bekommen hatte, zum ersten Mal seinen drei Schwestern, von denen er Rosa nur noch im Sterben liegend erlebte. Zu diesem Zeitpunkt waren der Vater und der Ziehvater schon nicht mehr am Leben.

Im April 1944 wurden Transporte mit noch arbeitsfähigen Häftlingen des "Zigeunerlagers" zusammengestellt und in die Konzentra-tionslager Ravensbrück und Buchenwald überstellt. Zurück blieben Alte und Kranke sowie Kinder, die spätestens in der Nacht vom 2./3. August 1944 ("Liquidierung des Zigeunerlagers") in den Gaskammern ermordet wurden.

Franz Rosenbachs nächste Leidensstation hieß Buchenwald, wo er im Steinbruch arbeiten musste. Nach einigen Wochen wurde er in das Konzentrationslager Mittelbau-Dora verlegt. Als er dort ankam, existierte noch kein Barackenlager und so wurden die Häftlinge sofort nach ihrer Ankunft in den Stollen getrieben, wo sie arbeiten und schlafen mussten.

Vom KZ Mittelbau in das Außenlager Harzungen verlegt, wurde Franz Rosenbach kurz vor Ende des Krieges auf den Todesmarsch getrieben. Von Nordhausen tagelang marschierend, gelang Franz Rosenbach die Flucht bei Oranienbaum. Von dort gelangte er nach Dessau, kam jedoch nicht über die Mulde in die Stadt. Deshalb ging er nach Sollnitz, wo er im Forsthaus von einer Frau freundlich aufgenommen wurde.

Nach dem Krieg ging er, zunächst in der Hoffnung seine Mutter zu finden, nach Groß Siegharts zurück. Auf sich allein gestellt, beschloss er 1951 nach Deutschland zu gehen. In Nürnberg saß er zwei Wochen wegen illegalen Grenzübertritts im Gefängnis. Dokumente, die die deutsche Staatsbürgerschaft seiner Mutter nachgewiesen hätten, besaß er nach der Zeit im Konzentrationslager nicht. Durch Zufall begegnete er seinem Schwager und erfuhr, dass seine beiden Schwestern Mitzi und Julie Ravensbrück überlebt hatten und in Bayern wohnten.

Von den Schwestern erfuhr Franz Rosenbach, dass die Mutter von Ravensbrück zurück nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, von wo sie nicht zurückkehrte. Auch die Kinder der ältesten Schwester Rosa überlebten nicht.

Franz Rosenbach gründete eine Familie und wurde Vater von neun Kindern. Er arbeitete hart und nach der Trennung von seiner Frau zog er vier Mädchen allein auf. Jahrzehntelang musste er um die deutsche Staatsbürgerschaft kämpfen.

Das AJZ Dessau lernte Franz Rosenbach im Sommer 2004 im Zuge der Gedenkveranstaltungen zum 60.Jahrestag der "Liquidierung des Zigeunerlagers" in Auschwitz-Birkenau kennen. Seither gab es viele Begegnungen in Dessau und Auschwitz.

Franz Rosenbach ist Gründungsmitglied des Verbandes Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern, in dem er bis heute aktiv mitarbeitet. Für seine Verdienste wurde er unter anderem 2007 mit dem Bayrischen Verdienstorden geehrt. 2005 gab die Bayrische Landeszentrale für politische Bildung seine Erinnerungen unter dem Titel "Der Tod war mein ständiger Begleiter" heraus.

Dank Franz Rosenbach konnte das AJZ Dessau den Film "23.000 Namen gegen das Vergessen" veröffentlichen.

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